GRAVELN RUND UM KIEL – schockt das?

Gravelbike in Action

Autor: Marc de Vries, angehender Sportwissenschaftler und Teil des Radsportkollektivs Kieldawnpatrol, hauptverantwortlich für die KDP-Mittwochsausfahrten DuskPatrol (Sommer) und GrvlPatrol x Dankward (Winter)

“Gravel” – was ist das eigentlich? Darum ist in der Radsportszene schon lange eine Diskussion ausgebrochen und das einzige, worauf man sich scheinbar einigen konnte, ist, dass man sich nicht einigen kann. Denkst du dabei an die schnellen, festgefahrenen Schotterpisten rund ums Fahrrad-Mekka Girona, an die endlosen Weiten und mit groben Flintsteinen und Schotter überzogenen Wege beim vermutlich bekanntesten Gravelrennen der Welt “UNBOUND Gravel” oder an technische Singletracks auf denen sich auch ein Hardtail zu Hause fühlen würde?

Egal was deine Definition von Gravel ist, die Gegend rund um Kiel hat von all diesem etwas zu bieten und noch mehr.

Diesen Winter hatte ich die Gelegenheit, an Bord eines Dankward Gravelbikes die Wälder und Wiesen, die unsere Landeshauptstadt umgeben, etwas näher kennenzulernen. Manchmal habe ich mir den Boden auch wirklich ganz genau angesehen, auch das bleibt nicht aus beim Graveln. 

In einer Kooperation zwischen Kieldawnpatrol und Dankward ist diesen Winter ein neues Format in Kiel entstanden: GrvlPatrol x Dankward. Jeden Mittwoch sind wir von Oktober 2022 bis April 2023 ins Kieler Umland gefahren und haben ein kleines Gravelabenteuer erlebt. Dabei haben wir zwischen 3 Routen rotiert, die sich alle in einem handlichen Zeitraum von 2h absolvieren lassen:

GrvlPatrol Vol. I
GrvlPatrol Vol. II
GrvlPatrol Vol. III

Zusätzlich sind wir an einigen Wochenenden auch noch längere Strecken angegangen, so zum Beispiel die Route vom Matschfuss 2022. Auf einer komplett aufgeweichten Strecke, Temperaturen um den Gefrierpunkt und einsetzenden Regenschauern haben von 14 Startenden drei die komplette Route absolviert. Was ein Kampf.

Zurück zur Ausgangsfrage: schockt das? Lohnt es sich fürs Schwentinental, den Naturpark Westensee, die Hüttener Berge, die Steilküste, den Eiderwanderweg und unzählige Wälder und Wiesen sich in das Abenteuer Gravel zu stürzen? Meine Meinung dazu: absolut! Gravel eröffnet dir eine völlig neue Welt an Möglichkeiten die Natur und Radsport zu erleben. Was für mich sehr unerwartet und gleichzeitig unendlich angenehm war: die permanente Anspannung die man verspürt, wenn man auf der Straße unterwegs ist, weil man einfach schon zu oft mit 30cm Abstand und 50 km/h mehr von einem motorisierten Verkehrsteilnehmenden überholt wurde, ist dahin. Wow! Etwas, was mir nie so bewusst war, aber was für ein angenehmes Gefühl, wenn diese permanente Angespanntheit von einem abfällt.

Durch die natürlich verringerte Geschwindigkeit abseits der asphaltierten Wege hat man mehr Zeit die Umgebung in sich aufzusaugen und bei schlechtem Wetter bin ich lieber ein bisschen matschig an den unteren Extremitäten als permanent Spritzwasser meines Vordermanns oder -frau ins Gesicht zu bekommen, wie es leider oft auf der Straße der Fall ist.

Überrascht hat mich auch, wie agil und wendig sich ein Gravelrad anfühlen kann. Mit dem Karbonrahmen, der Campagnolo Ekar Gruppe und den Shamal Laufrädern, ist mein Gravelrad ein echtes Leichtgewicht und macht einfach Bock drauf die Anstiege hochzuspringen. Die Vielseitigkeit von Gravelbikes ist dabei auch nicht zu unterschätzen, so bin ich sowohl ein Cyclocrossrenenn damit gefahren als auch diverse Grundlagenausfahrten auf der Straße, bei denen meine Mitfahrenden auf Rennrädern unterwegs waren. 

Und wie passt Gravel in mein Radsporttraining?

Ich halte es dabei ein wenig wie der Profi-Triathlet Sebastian Kienle, der sein Gravelbike gegen einen Powermeter verteidigt, wie die Gallier ihr Dorf gegen die Römer. Zugegeben macht ein Powermeter an einem Gravelbike auch weniger Sinn als an einem Straßen- oder Zeitfahrrad. Durch die wechselnden Untergründe und ständig variierende Steigung ist es schwierig, eine konstante Wattleistung beizubehalten. Das kann man sich aber wie beim Fartlek durchaus zunutze machen. Durch die Anforderungen, die ganz natürlich an einen gestellt werden, stößt man immer wieder in Bereiche vor, die starke VO2max-Reize setzen. Nicht ohne Grund sind FahrerInnen, die im Winter offroad unterwegs sind, oft die FahrerInnen mit dem größten Punch bei den Straßenrennen. 

Gravelausfahrten sind also nicht am besten geeignet dafür, wenn man 4×8’ Schwelle oder drei Stunden Zone 2 fahren möchte, sondern eher ein durch den Untergrund bestimmtes Intervalltraining, welches dir vor allem bei deiner VO2max und Kraftausdauer einen Schub geben wird.

Routenempfehlungen

Falls du neugierig geworden bist sind hier einige Gravel-Routen, die ich dir sehr empfehlen kann:

Komoot Collection von Nils
Komoot Collection von KDP

Weapon of choice

Rahmen: DANKWARD GRAVEL CC – L
Gruppe: Campagnolo Ekar
Laufräder: Campagnolo Shamal Carbon Disc
Mäntel: Ultradynamico Rosé Race 42

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